Das fing letzte Woche ganz harmlos an.
Ich stolperte im Bericht der Bürgermeisterin über folgenden Absatz:
Das städtische Internet-Portal stellt zusammengefasst Informationen der
Stadt dar.
Die Wartung und Pflege des Internetauftritts einschließlich der
Domaingebühren liegen weiterhin bei 6.000 €.
In diesem Jahr wurde über die Firma prinzmediaconcept mit dem Aufbau
einer Suchmaschine für Strausberg begonnen. Diese dient als Wegweiser für
unsere Gäste und Neubürger. Die Stadt beteiligt sich gemeinsam mit der
Strausberger Wohnungsbaugesellschaft mbH, der Stadtwerke Strausberg
GmbH, der Sparkasse MOL und dem Handelscentrum. Die Seite ist bereits
veröffentlicht unter www.strausberg-suche.de. Die Stadt beteiligte sich mit
einer Einmalzahlung von 3.272,50 €.
Bei solchen Sachen bin ich prinzipiell neugierig und rief die Seite strausberg-suche.de im Browser auf. Und war entsetzt.
Sicher kann man eine Webseite schlicht und einfach gestalten, da habe ich auch kein Problem damit. Aber wenn die Rede von einem Wegweiser für Gäste und Neubürger die Rede ist, kann man im Jahr 2013 schon mehr erwarten. Besonders dann, wenn für diese Arbeit über 16.000€ gezahlt wird. Da reicht es nicht, eine Datenbank zu bestücken und mit einer Suchfunktion auszustatten. Das kann auch der Computerkurs einer Oberschule.
Da ich auch bei Facebook unterwegs bin, habe ich dort dieses Problem kurzerhand angesprochen. Es entspann sich eine rege Diskussion darüber. In erster Linie dazu, wie man so eine Idee so schlecht umgesetzt hat und dann darüber, warum sich die Stadt Strausberg einfach mal so kurzerhand an diesem Projekt beteiligt, ohne dass man weitere Anbieter kontaktiert hat.
Deshalb habe ich auf der letzten Stadtverordnetenversammlung der Bürgermeisterin dazu Fragen gestellt. Diese wurden sehr allgemein und ausweichend beantwortet, wo ich in gewisser Weise auch Verständnis für habe, da man nicht immer spontan alle Fakten im Kopf hat. Deshalb habe ich anschließend die Fragen noch einmal schriftlich gestellt.
Was mir aber schon bei der mündlichen Beantwortung der Fragen sauer aufgestoßen ist, war der Umstand, dass sich die Bürgermeisterin gut informiert über die Facebookkommentare gezeigt hatte, diese aber wieder einmal recht abwertend behandelte. Fast so unter dem Motto: Nutze ich nicht, kenn ich nicht, existiert für mich auch nicht. Internet ist nicht so ihr Ding, das habe ich schon an anderer Stelle gemerkt. Schade eigentlich. Denn gerade in sozialen Netzwerken kann man zusätzlich mit Menschen in Kontakt treten.
Entsprechend habe ich dann auch die Frage gestellt, warum sie oder jemand aus der Verwaltung nicht einfach bei Facebook mitdiskutieren und vielleicht mit Fakten zur Aufklärung beitragen. Hier die Antwort:
„Ihre per E-Mail vom 29. 11.2013 gestellten Fragen zur letzten Stadtverordnetenversammlung beantworte ich wie folgt:
‚Was ich aber schade finde, ist, dass Sie oder die Verwaltung zwar die Diskussionen bei Facebook verfolgen, aber nicht die Gelegenheit nutzen, mit erhellenden Kommentaren zur Aufklärung beizutragen. Ich fände eine solche Kommunikation viel bürgernäher.‘
Antwort:
Ich schließe mich folgender rechtlicher Würdigung an:
„Die Konferenz der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder hat in einer Entschließung vom 28./29. September 2011 hervorgehoben, dass die direkte Einbindung des Like-Buttons und anderer Social Plugins in die Webseiten deutscher Anbieter momentan ohne hinreichende Information der Nutzer über die ausgelösten Datenverarbeitungsvorgänge und ohne Einräumung eines Wahlrechtes nicht mit deutschen und europäischen Datenschutzstandards in Einklang stehe. Öffentliche Stellen sollten daher von der Nutzung absehen; gleiches gelte für Fanpages.
Der Düsseldorfer Kreis hat am 8. Dezember 2011 beschlossen, dass die Betreiber von Fanpages und von Webseiten mit Like-Button eine Mitverantwortung für die Einhaltung der Datenschutzvorschriften treffen.“
Die Antwort sagt eigentlich alles. Sie erklärt auch gleichzeitig, warum man jemanden viel Geld für eine, vorsichtig ausgedrückt, Webseite in den Rachen wirft, die vom Aufwand her eher als gering einzustufen ist.
Man hat in der Verwaltung einfach mal keine Ahnung in diesem Bereich!
Ich kann doch nicht die Problematik eingebundener Codeschnipsel von Facebook und Co. heranziehen, um mich vor Diskussionen zu drücken. Wer etwas in dem Bereich unterwegs ist, wird nachvollziehen können, wie mein Kopf auf die Tischplatte schlug, als ich das gelesen hatte…
Aber zurück zum eigentlichen Problem.
Wir haben eine Strausberg-Suche, die nicht das hält, was sie verspricht.
Wir haben verschiedene Geldgeber, die bereit sind hier zu investieren.
Wir haben aber auch allein in Strausberg einige fähige Webdesigner/Agenturen, die gute Arbeit machen. Warum wurde hier kein Wettbewerb ausgeschrieben? Wie werden solche Aufträge mit mehreren Geldgebern überhaupt vergeben? Die Antworten sind auch hier nicht erhellend. Weiter unten habe ich das komplette Schreiben mal hochgeladen, damit sich jeder ein Bild machen kann.
Die Idee, für Neubürger einen virtuellen Anlaufpunkt zu schaffen, finde ich immer noch gut. Die Umsetzung ist aber einfach mal schlecht. Auch wenn beteuert wird, dass die Seite erst ein Anfang ist, glaube ich nicht daran, dass hier noch Verbesserung eintritt. Dazu ist der Ansatz mit dem Katalog mit Suchfunktion schon falsch. Da gibt es heute wesentlich bessere und nutzerfreundlichere Möglichkeiten, so etwas umzusetzen.
Ich kann hier nur an die Geldgeber appellieren, sich genau anzusehen, was mit ihrem Geld entstanden ist und das dabei nach Möglichkeit mit fachkundiger Hilfe zu tun.
Vielleicht bekommen wir so noch die Kuh vom Eis und eine Webseite die den Inhalt des eigentlichen Anliegens auch erfüllt. Mit 16.000€ kann man ein Riesenprojekt basteln. Eher wahrscheinlich ist es, dass man ein ordentliches Projekt hinbekommt, was am Ende dann nur die Hälfte kostet. Eigentlich ein schlagkräftiges Argument für die Geldgeber, oder?
Hier noch das Schreiben der Bürgermeisterin zu meinen Fragen: Antwortschreiben
Update:
Die Stadt hat mir ein korrigiertes Antwortschreiben geschickt, welches in sich schlüssiger ist. Ich ändere deswegen aber jetzt nicht gleich den Artikel, sondern verweise auf das neue Schreiben: Antwortschreiben (korrigierte Version)
Eine Antwort
Getreu der Devise: „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ kann und werde ich zu den aufgezeigten Möglichkeiten im Internet nichts äußern, da ich auf diesem Gebiet Amateur bin. Zum Verfahren an sich darf ich jedoch anmerken, kommt mir sehr bekannt vor. Deshalb auch meine Frage im Ausschuss BUV, nach dem Aufgabengebiet und dem erhofften Effekt zur Einstellung eines Citymanagers. Die mir dazu ausgereichte Stellenausschreibung, hat meine Zweifel am Effekt, eher verstärkt als ausgeräumt. Das Aufgabengebiet ist so allgemein beschrieben, dass es im Unverhältnis zur fachlichen Anforderung und der vorgesehenen Vergütung steht.